1. Kulinarik & Kunst Tage St. Anton

23.08.2014

Sommer am Arlberg? Oh ja! Weil Bergsommer auch in durchwachsenen Jahren wie diesem seine Qualitätsseiten hat. Vorausgesetzt man weiß wo! St. Anton zum Beispiel: hier haben sich fünf Hoteliers, nämlich Franz Tschol vom Schwarzen Adler, Familie Kometer vom Sonnbichl, Michael Ladner vom Waldhof, Florian Werner vom Arlberg Hospiz in St. Christoph und Axel Bach vom Tannenhof zusammengetan, um den Tourismus „auf winteradäquates Niveau“ zu heben. Eine freundliche Umschreibung für die Tatsache, dass der Sommer in St. Anton in Sachen Gästestruktur mit der sportlichen Winternoblesse nicht mithalten kann. 

Die 1. Kulinarik & Kunst Tage, die vom 14.-17.8. stattfanden, sind das erste laute Signal in Richtung angestrebter Sommerqualität. Und auch wenn man das Gefühl hat, dass es an kulinarischen Events in den Bergen ohnehin nicht mangelt: mit Kulinarik lockt man nun mal die Menschen, Wein als Thema ist schließlich auch dabei, und ein Quentchen Kunst wird in diesem Rahmen auch gut verdaut. 

Es kamen also: die Gastköche Hans Jörg Bachmeier, Eduard Hitzberger, Gustav Jantscher, Reto Mathis und Nenad Mlinarevic; sie gesellten sich zu Christoph Zangerl, der seit 2013 im Tannenhof für gute Küche sorgt. Was so international klingt, ist ein schönes Tirol-Schweiz-line up (mit Münchner Ausreißer), verbunden durch den Lauf des Inns und die Berge sowieso. Kreative Alpinküche als Küchenstilprogramm, die einzelnen Hotels als Location für erste Genussabende und ein Gemeinschaftserlebnis der besonderen Art mit der „Gondel Safari“ Samstagabend, wo man sich mit Küchenstationen von der Galzigbahn bis hinauf zur Wetterstation auf der Valluga ziemlich spektakulär durch den so gar nicht augustmäßigen Abend bewegte (Süßes und Süßwein im Schnee!). Die Verantwortung für den Weinaspekt als essentieller Ergänzung lag bei Melanie Stöger, sie holte die Weingüter Direder, Helmut Preisinger, Gsellmann, Am See, Ernst, Wieninger und Pfaffl. Den Abschluss am Sonntag (bei Sonnenschein, endlich!) bildete der Genuss Gipfel Lunch mit Reto Mathis und Christoph Zangerl.

Die Side Events am Samstag waren das quasi inhärenter Qualitätslogik folgende Golfturnier und, wahrlich in frischer Frischluft, weil am Golfplatz stattfindend, der bereits 2. Jungköche-Wettbewerb von St. Anton. „Creative Alpinküche im Jahr 2014“ auch hier als Motto; Thomas Brandner vom Arlberg Hospiz konnte mit seinen drei kleinen Kreationen das Juryteam der Gastköche überzeugen. Mir gefiel der eingelegte Saibling mit Apfel, Gurke, Perlzwieberl und Joghurt besonders: Gebeiztes, Gepickeltes, viel Frische, wenig Getue.

Und die Kunst? Die konnte man sich am Freitag erwandern, „Bergwärts 2014“ führte zur Landschafts-Intervention „Fragil“ von Michael Strasser am Osthang des Galzig, musikalisch-performativ begleitet von der KunstSportGruppe hochobir. Am Samstag wurde die Kunst gondelweise und musikalisch serviert, mit einem jungen Musikantenpaar mit Gitarre und Zugin und der stimmlich wie aktionsmäßig ganz besonderen Performance von Ida-Marie Corell.

Save the date heißt es bereits für 2015: vom 23.-26. Juli werden die 2. Kulinarik & Kunst Tage St. Anton unter hoffentlich sonnigeren Bedingungen stattfinden, mit erweitertem Programm!

Mir war es vergönnt, beim „Arlberg Fische(r)“ Abend im Hospiz dabei sein zu dürfen: mit den wunderbaren Gastgebern Ursula und Florian Werner, mit dem hinreissenden Nenad Mlinarevic vom Parkhotel Vitznau in der Küche (eine Entdeckung für mich!), und Hans W. Gsellmann als Winzer, der auch die Kreationen seines Sohnes stolz präsentierte. 

Der Gondelabend startete in der Galzig Talstation mit Reto Mathis‘ Trüffelpizza (eher Flammkuchen-Anmutung) und kleinen Happen aus dem Bauchladen, ging auf 2086m über in Gustav Jantschers gewohnt sorgsame Kreation von Gams/Pfifferling/Weichsel/Zirbelkiefer und Eduard Hitzbergers g‘schmackigen Engadiner Bauerneintopf – beide nahmen den Aufruf zu alpiner Kreativität ernst! Fleischgenuss dann in der Valluga I Bergstation auf 2645m, vor allem mit ausladendem BBQ samt Fenchel und grünem Spargel (??) von Christoph Zangerl und den sich in dieser Höhe durchaus bewährenden Weinen von Bernhard Ernst. Schnee auf 2.811m ließ sich nicht vermeiden, Hans Jörg Bachmeier und seine Patissière Michaela Micheu froren ebenso wie Hans Gsellmann auf der Valluga II Bergstation. Der Eiswein zum Dessert „Vallugaspitze“ aber hielt sich gut im Glas ;)

Was bei dieser nicht ganz neuen Idee, mit Wein und Essen auf den Berg zu gondeln, schon sehr begeisterte: das Zusammenfinden der Gäste in den erst großen, dann doch eher kleinen Kabinen, dieses fröhliche Beisammensein nach dem Zufallsprinzip. Gerne wieder!

Kulinarik & Kunst

 

 

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