Weinrallye #61 - Die wilden Halunken vom Leithaberg
Irgendwann habe ich begonnen, „dreckige“ Weine zu lieben. Weine, die sich gegen jegliche Einengung durch Winzerwillen wehren, sich nicht zähmen lassen und mit Stolz den Boden, auf dem sie wachsen, in sich tragen. Weine, die dich mit offenem Mund staunen machen, gar Gänsehaut erzeugen - aber nicht weil sie so geschliffen sind, so präzise Willen und Vorstellung unterworfen, so ätherisch/majestätisch schwebend/schreitend, sondern wild verwurzelt, unberechenbar, überraschend, verblüffend. Wenn mir gleich zwei Winzer mit Syrah vom Leithagebirge größte Freude verschaffen, dann ist erstens der Boden dort gut für solche Weine, und zweitens sind die Winzer gut, weil sie daraus auch das Richtige machen. Schon klar, das für mich Richtige.
2009 Syrah Kloster am Spitz
Ein Wein, der gezählte sechs mal bei der Prüfnummer durchfällt, muss schon ein besonderer Teufelskerl sein. Im Fall des Thomas Schwarz, hier auch als „Blaufränkischmann“ bekannt, ist das aber Standard. Also der eigene Standard, der den Stolz auf die Klassifizierung als „Wein aus Österreich“ statt Qualitätswein mit einschließt.
Sein Syrah 2009 ist ein ein wahrlich wilder Wein, dunkel, rauchig, pfeffrig und bar jeden Charmes. Einfach nur rau, „pure Traube, der söcht und speckelt“, sagt Tom Schwarz. Weinbeeren pur, das 1300 l-Fass lässt Frucht und Boden leben. Auch mit reichlich Gerbstoff bleibt dieser wilde Hund saftig und fleischig; wer davon etwas im Keller hat, tut gut daran, dies noch liegen zu lassen. Sonst bleibt halt nur die Erinnerung.
2011 Syrah Felsenstein Christian Tschida, Fassprobe
Christian Tschida ist eigentlich im Seewinkel daheim, seine Illmitzer Böden beherrscht er auf eine dort eigentlich unerhörte Weise. Die Lage Felsenstein auf der anderen Seite des Sees hingegen ist für ihn immer noch Herausforderung; er nähert sich dem hochmineralischen Boden etwas subtiler als Kollege Tom Schwarz.
Die Fassprobe von 2011 zeigt schon die ganze Intensität, die aus dieser Lage herauszuholen ist: schwarze Oliven, Pfeffer, viel Würze, ungeheuer lebendig und dynamisch am Gaumen. Das alles bleibt in den Händen Tschidas aber frei von dicker Konzentration, es ist sozusagen die gnadenlose Eleganz eines Landherren, der sich nicht modisch verkleiden muss, sondern den Boden selbstbewusst an den Schuhen kleben hat. Bis zur Füllung wird es noch dauern, aber man darf sich ja derweilen vorfreuen!
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